Warum kann der Gyrocopter fliegen?

Eine der häufigsten Fragen an uns als Gyrocopter Piloten ist:

Und das fliegt?

Das“ meint den Gyrocopter – und ja, der fliegt sogar ganz hervorragend und gilt dazu als sicherstes Fluggerät der Welt.

Wie das – auch Tragschrauber genannte – Fluggerät funktioniert und was es so sicher macht, erklären  wir Dir in diesem Blog.

Von A wie Anlasser bis Z wie Zentrifugalkräfte führen wir Dich in diesem und den folgenden Blogbeiträgen durch die Technik des Gyrocopters – nebenbei zeigen wir Dir auch wie Du selbst ins Cockpit kommen kannst.

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Daher schauen wir uns genau auch erstmal hier um – im Cockpit:

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Als erstes fallen uns die ganzen Schalter und Anzeigen auf, um sich hier zurecht zu finden bedarf es einiger Übung – in jeder Flugphase müssen alle Instrumente immer im Blick sein und die verschiedenen Werte werden über den gesamten Flug von unserem Piloten überprüft!

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Die Türen sind geschlossen (natürlich nur in unserem Comfort-Heli), die Gurte angelegt und wir beginnen mit den Vorbereitungen für den Motorstart.

Essentiell hierbei ist, dass wir beim Gyrocopter immer darauf achten, dass die Öltemperatur (die etwas ausgelagerte bunte Anzeige ganz links) und der Öldruck (Anzeige rechts in der Mitte mit der Ölkanne) in einem guten Verhältnis stehen.

Hier zeigt sich bei Problemen als erstes eine Veränderung – sollte der Motor des Tragschraubers Probleme machen können diese Instrumente dies sehr schnell anzeigen. Daher ist auch darauf zu achten, dass stets genug Öl im Motor des Gyrocopters vorhanden ist um keine falschen Werte zu generieren – auch dies ist ein Punkt welcher beim Check vor dem Flug explizit abgehakt werden muss!

Durch die überdurchschnittliche Wartung, die Kontrolle vor jedem Flug und die diversen Inspektionsintervalle ist ein technischer Defekt des Motors aber fast ausgeschlossen.

Die Anzeigen für Öltemperatur und -druck laufen sozusagen in der Motordrehzahl zusammen – nur wenn alles stimmt läuft der Motor im Stand mit ca. 1800 U/min, abzulesen ist dies an der oberen linken Anzeige mit dem kleinen Motorsymbol.

Zusätzlich gibt es unten links eine mit „CHT“ versehene Anzeige welche uns einfach gesagt Auskunft über die Kühlung des Motors gibt – so haben wir alleine vier Anzeigen welche nur der Überwachung des Motors dienen.

Unsere Flugschüler (aber auch Piloten beim TakeOff-Day) führen wir Schritt für Schritt an diese Instrumente heran, so stellt sich schon bald eine breite Systemkenntnis ein – und bekanntlich muss man sein Material kennen um damit gut umgehen zu können.

Mindestens genauso wichtig ist aber auch die Darstellung der Tankanzeige, weil ohne Benzin fliegt auch unser Tragschrauber nicht allzuweit. Der Benzinstand wird zusätzlich vor jedem Flug manuell geprüft – sprich wir schauen wieviele Liter noch im Tank befindlich sind, so sind wir vor technischen Fehlern der Anzeige gewahrt und wissen immer wie weit wir noch kommen.

Wie weit wir Dich in deiner Pilotenausbildung bringen ist ebenfalls klar – bei uns lernst du alle Manöver des Traschrauber fliegen, so bist du in jeder Situation sicher unterwegs und kannst die Faszination Fliegen gänzlich genießen!

Als letzte Anzeige dieses Blocks steht die Rotordrehzahl oben rechts im Bild, abgebildet mit einem schematischen Rotor.

Hier wird uns angezeigt wie schnell sich der Rotor über uns dreht (wichtig zu unterscheiden: Hinten befindet sich der Propeller – der bringt uns vorwärts, oben befindet sich der Rotor – der bringt uns nach oben).

Diese Anzeige ist nur für den Start wichtig, damit wir bei der richtigen Rotordrehzahl abheben. Im Flug stabilisieren sich die Kräfte des Rotors selbst (wir erzählen Dir hier absichtlich nichts von Luftkraftresultierenden Tangentialkräften – damit überraschen wir dich noch früh genug in der Gyrocopter Ausbildung😉 ).

Daher gilt der Tragschrauber auch als sicherstes Fluggerät, da die wirkenden aerodynamischen Kräfte stets für uns arbeiten und wir im Flug nichts nachjustieren müssen – das Thema Start werden wir Dir vor deinem Flug noch genauer erläutern.

Anhand der bisher gezeigten Instrumente lässt sich bereits erahnen wie sicher sich so ein Tragschrauber fliegt – denn alles zusammen gibt uns einen kompletten (aber auch komplexen) Überblick über die gesamte Technik der Maschine – so wissen wir immer was der Motor, aber auch der gesamte Gyrocopter macht, mit nur einem Blick.

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Nun wissen wir, dass unser Motor ohne Probleme arbeitet – daher schauen wir uns die Instrumente an, welche uns für den Flug an sich interessieren.

Hierbei steht die Geschwindigkeitsanzeige (oben in der Mitte) vor allem bei Start und Landung immer im Fokus unserer Aufmerksamkeit.

Der Gyrocopter startet und landet am sichersten mit exakt 100 km/h -wie leicht oder schwer dies einzuhalten ist kannst Du beim TakeOff-Day selbst erfahren. Denn bei 100 km/h ist ein Flugzustand gegeben, der „Das beste Gleiten“ genannt wird – einfach gesagt ist diese Geschwindigkeit die sicherste und die, bei der der Gyrocopter am besten in die Luft steigen möchte.

Aber sind 100 km/h gleich 100 km/h?

Was im Auto keinen Unterschied macht, wird im Tragschrauber aber schnell relevant: Der Gegenwind.

Ein Beispiel aus der Praxis veranschaulicht dies:

Wir haben für unseren Flug von 100 km Strecke eine Geschwindigkeit von 100 km/h zugrunde gelegt und exakt 15 Liter getankt (soviel verbraucht der Gyrocopter ca. pro Stunde) – keine Angst wir kalkulieren immer mindestes doppelt so viel, damit sind wir immer auf der sicheren Seite 😉

Bei 0 km/h Wind geht unsere Rechnung wohl auf – haben wir jetzt aber 40 km/h Gegenwind zeigt unser Fahrtmesser immer noch 100 km/h an, in Wirklichkeit fliegen wir aber nur noch 60 km/h.

Fast halb so schnell wie berechnet – daher wird unser Sprit wohl nicht reichen.

Dieses zugegebener Maßen abstrakte Beispiel veranschaulicht warum unsere Piloten eine so ausgeprägte Flugvorbereitung vor jedem Flug absolvieren – wir wissen wie der Wind weht, wie viel Sprit wir brauchen und bringen im Flug alles mit den Instrumenten überein.

Neben der Geschwindigkeit ist vor allem die Höhe für unseren Flug wichtig.

Auch für Dich wird die erste Aufgabe sein, neben der Geschwindigkeit vor allem die Höhe zu halten – im 3-dimensionalen Raum am Anfang gar nicht so einfach.

Die Standardanzeige für die Höhe ist in der Luftfahrt in Fuß (ft) angegeben – über den Daumen gepeilt lässt sich sagen, dass 1000 ft ca. 300 m Höhe entspricht. 300 m ist übrigens auch die Mindesthöhe die wir mit dem Gyrocopter über Städten einhalten müssen – nach oben hin ist erst bei ca. 3000 m Schluss.

Das Instrument in der Mitte unten zeigt uns die Steigrate im Flug an – hier kann man schnell ersehen ob wir steigen oder sinken. Dabei kann es schonmal (wenn es schnell gehen soll) mit 5 Metern pro Sekunde in die Höhe steigen, somit sind wir in einem 3-dimensionalem Fahrstuhl unterwegs.

Die Instrumente für die Geschwindigkeit und die Höhe müssen zusammen mit den Motorinstrumenten im Blick gehalten werden, da wir weder zu schnell noch zu langsam und nicht zu tief oder zu hoch unterwegs sein wollen.

Du merkst, dein Rundflug (oder Selber Fliegen) im Tragschrauber ist viel komplexer als nur aus dem Fenster zu schauen.

Nebenbei beantworten wir natürlich auch noch alle Deine Fragen die du uns während des Fluges stellst 😉

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Ganz am Rand des Cockpitpanels befinden sich noch etliche Sicherungen, da jedes elektronische Instrument aus Sicherheitsgründen separat abgesichert ist.

Aus ebenso wichtigen Sicherheitsgründen haben wir auch einiges an Lichtern um den Tragschrauber verteilt – so sind wir auch von außen immer gut zu erkennen.

Noch vor dem Motorstart schalten wir das so genannte Antikollisionslicht an – wenn dies rot blinkt weiß jeder draußen

„Jetzt geht’s gleich los – da halt ich mal lieber Abstand“ .

In der Front des Gyrocopters befindet sich zusätzlich noch ein Landescheinwerfer mit welchem uns andere Flugzeuge in der Luft noch besser sehen können, da das helle Licht schon von weitem gut sichtbar ist.

Ist das Wetter mal etwas trüber schalten wir zusätzlich noch die Navigationslichter an – links und rechts am Tragschrauber angebracht sind wir damit bei jeder Witterung gut zu erkennen.

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Die bisher angesprochenen Instrumente waren alle wichtig – essentiell für jeden Flug sind aber die folgenden:

Die zwei Kippschalter sind sozusagen unsere Zündung – sind sie nach unten geklappt kann der Tragschaubermotor nicht angeschaltet werden. Dies ist vor allem am Boden wichtig, dass nicht unbeabsichtigt der Motor gestartet werden kann.

Zusätzlich führen wir vor jedem (!) Start eine Prüfung der Zündung durch, dabei erhöhen wir im Stand die Motordrehzahl auf bis zu 4000 U/m und schalten dann nacheinander eine Zündung aus und wieder ein. So stellen wir sicher, dass auch hier kein Defekt vorliegt.

Darunter befindet sich – wie im Auto auch – der Zündschlüssel. Diesen können wir von „Off“ auf „On“ drehen und starten damit die Stromversorgung im Gyrocopter. Hiernach können wir neben dem Funk auch alle anderen elektrischen Geräte einschalten. Drehen wir den Zündschlüssel auf „Start“ – dann drüfte jedem klar sein was passiert 😉

Links oben befindet sich das erste Instrument, welche zur Bedienung des Rotors da ist.

Hiermit lösen wir vor dem Start die pneumatische Bremse des Rotors, so dass er sich frei bewegen kann – dieses Thema und wie Du den Tragschrauber in der Luft bewegst erzählen wir in einem separaten Beitrag.

Wie viel Druck in der pneumatischen Bremse befindlich ist zeigt uns das weiße Instrument am rechten oberen Rand an – hier können wir kontrollieren ob der Gyrocopter z.B. über eine längere Standzeit Luft verloren hat oder es eine Undichtigkeit gibt.

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Die zwei wichtigsten Instrumente sind für Dich aber wohl diese:

Die Steuerung und das Gas.

Mit dem Stick und den Pedalen kannst du den Gyrocopter in alle Richtungen des 3-dimensionalen Raum steuern:

  • Nach vorne und hinten – das Drehen um die Querachse bezeichnen wir als Nicken
  • Nach links und rechts – die Hochachsenbewegung wird als Rollen bezeichnet
  • Die Nase nach links und rechts – die Pedale steuern die Bewegung im die Hochachse, auch Gieren genannt.

Mit dem Gas stellst Du die Geschwindigkeit ein mit welcher Du durch die Luft gleiten möchtest. Sind es beim Start noch 100% Leistung die wir geben um schnell abzuheben, so sind es im Reiseflug (sprich wir wollen mit stabiler Geschwindigkeit in stabiler Höhe fliegen) nur noch um die 30% Leistung die wir benötigen.

Hierbei wirst Du merken, dass es jeweils ein Zusammenspiel aller Steuerungseinheiten ist den Gyrocopter auf Kurs zu halten. Ändern wir die Nase müssen wir das Gas adaptieren, fliegen wir eine Kurve brauchen wir mehr oder weniger Leistung.

Alle diese Flugzustände zeigen wir Dir bei einem Rundflug oder du probierst es gleich einfach selbst aus!

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Was uns antreibt ist ein in Österreich hergestellter 4-Takt 100 PS Rotax Motor.

Dieser gemeinhin als unverwüstlich bekannte Motor ist die treibende Kraft bei all unseren Flügen – deswegen schenken wir ihm auch größte Aufmerksamkeit und warten ihn über die gesetzlichen Vorgaben hinaus in festgeschriebenen Abständen.

Dem Motor angegliedert ist der sogenannte Prerotator:

Nehmen wir wie oben geschrieben den Druck aus der pneumatischen Bremse, können wir danach über einen Riemenantrieb den Rotor in Drehbewegung versetzen. Hierbei wird vereinfacht gesagt über einen Riemen welcher Motor und Prerotator verbindet Kraft vom Motor auf den Rotor übertragen.

Du wirst vor dem Start merken, dass sobald wir den Rotor zum drehen bringen die Leerlaufdrehzahl etwas sinken wird – dies ist dann der Moment in dem sich der Riemen spannt, die Motorkraft wird dann zusätzlich auf den Rotor übertragen und durch die Mehrarbeit sinkt die Leerlaufdrehzahl.

Wir könnten hier noch ausschweifen und uns über Zündboxen, Winkelgetriebe oder elektronische Propellerverstellung unterhalten – aber all dies zeigen wir Dir lieber persönlich direkt vor Ort!

Vom Motor aus schauen wir etwas weiter nach oben und entdecken diese zwei Teile zwischen der Zelle und dem Rotor, direkt am Hauptmast montiert.

Der vordere Zylinder (mit den Schläuchen daran) ist die schon oft angesprochene pneumatische Bremse:

Durch einen Kompressor pumpen wir Luft in diesen Zylinder, welcher dann den Rotor bremst – oder freigibt sofern wir die Luft ablassen.

Die Stange dahinter ist ein Teil des Rotorantriebs:

Am unteren Ende befindet sich ein Winkelgetriebe welches die vom Motor „abgezwackten“ Umdrehungen auf den Rotor oberhalb überträgt. Sozusagen das Bindeglied zwischen Motor und Rotor.

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Daneben gibt es noch zwei etwas kleinere Steuerstangen welche die Stickbewegung vom Cockpit aus auf den Rotor übertragen und so erst Richtungsänderungen möglich machen.

Der Rotor sieht auf den ersten Blick wenig filigran aus, wir können Die daran aber viele physikalische Grundprinzipien des Tragschraubers erklären.

Eines der faszinierendsten Teile ist das sogenannte Schlaggelenk – ohne dieses wäre an ein entspanntes Fliegen in keinster Weise zu denken.

Welche physikalischen Gesetze mit dem Schlaggelenk zusammenhängen und was es mit dem vorlaufenden und dem rücklaufenden Blatt zu tun hat erzählen wir Die in der theoretischen Ausbildung zum Tragschrauberpiloten!

Nun haben wir Dir einen kleinen Einblick geben können wie und wieso so ein Tragschrauber fliegt.

Um herauszufinden wie großartig die Flugeigenschaften sind und wie es sich anfühlt selbst das Steuer in die Hand zu nehmen – dafür musst Du aber vorbei kommen!

Sei Pilot für einen Tag und erfahre die Faszination Fliegen!

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